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Zahnextraktion und Blutverdünner: Praktische Tipps für Betroffene

Haben Sie jemals darüber nachgedacht, was passiert, wenn Sie einen Zahn ziehen lassen wollen und gleichzeitig blutverdünnende Medikamente einnehmen? Viele Patienten sind unsicher, ob sie die Medikamente stoppen sollen oder ob das Risiko einer Nachblutung zu groß ist. In diesem Beitrag erkläre ich Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie gemeinsam mit Ihrem Zahnarzt und Ihrem Arzt eine sichere Lösung finden.

Medikamentenpause – ja oder nein?

Der erste Gedanke ist oft, die Antikoagulation einfach abzusetzen. Das ist jedoch selten die beste Idee, weil das Risiko für Blutgerinnsel steigen kann. Die gängige Praxis ist, die Dosierung kurz vor dem Eingriff anzupassen – zum Beispiel Warfarin oder DOAKs (wie Apixaban, Rivaroxaban) etwa 24–48 Stunden vorher pausieren, je nach Art des Medikaments und Ihrer individuellen Risikobewertung. Ihr Hausarzt kann Ihnen genau sagen, wie lange die Pause sein sollte und wann Sie die Therapie wieder aufnehmen können.

Wichtig: Nie eigenmächtig die Tabletten absetzen! Fragen Sie immer Ihren Arzt, weil die richtige Pause von vielen Faktoren abhängt – Alter, Vorerkrankungen, Dosierung und das geplante chirurgische Vorgehen.

Was passiert beim Zahnarzt?

Ihr Zahnarzt wird vor dem Eingriff den Blutungsrisiko‑Score prüfen. Das bedeutet, er schaut, wie lange Sie die Antikoagulanzien pausiert haben und ob zusätzliche Blutstillungsmaßnahmen nötig sind. Häufig kommen lokale Techniken zum Einsatz:

  • Kompressionsverbände: Direkt nach dem Ziehen wird ein Druckverband aus Gazekleidung angelegt. Das reduziert sofortige Blutungen.
  • Fibrinkleber (Surgicel) oder Gelatine-Schaum: Diese Materialien fördern die Gerinnung direkt an der Wunde.
  • Heparin‑Spülungen: Bei starken Risiken kann eine lokale Heparin‑Lösung das Blutstillen unterstützen, ohne systemisch zu wirken.

Nach der Operation erhalten Sie meist Anweisungen, wie Sie die Wunde sauber halten und ob Sie für ein paar Stunden weiche Nahrung essen sollten. Das reduziert Irritationen und das Risiko einer sekundären Blutung.

Ein häufiger Fehler ist, nach dem Eingriff sofort zu rauchen oder Alkohol zu trinken. Beides erweitert die Blutgefäße und kann die Blutung wieder anfachen. Halten Sie also mindestens 24 Stunden Abstand davon.

Nachsorge – wann wieder zur normalen Medikation?

Meistens können Sie Ihre Antikoagulanzien nach 12–24 Stunden wieder einnehmen, sobald die Blutung gestoppt ist und die Wunde stabil wirkt. Ihr Zahnarzt gibt Ihnen ein genaues Zeitfenster. In einigen Fällen, zum Beispiel bei sehr großen Zahnextraktionen, kann eine spätere Wiederaufnahme sinnvoll sein – dann wird Ihr Arzt die Dosis eventuell anpassen.

Wenn Sie plötzlich starke Blutungen, Schwellungen oder anhaltende Schmerzen bemerken, rufen Sie sofort Ihren Zahnarzt an. Das kann ein Zeichen für eine Nachblutung oder Infektion sein, die schnell behandelt werden muss.

Zusammengefasst: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die richtige Medikamentenpause, informieren Sie Ihren Zahnarzt über alle Blutverdünner und befolgen Sie die Nachsorge‑Instruktionen genau. So minimieren Sie das Risiko von Komplikationen und können die Zahnextraktion ohne große Sorgen überstehen.